Skip to main content

Erster erfolgreicher Winterflug zur australischen Antarktisstation

Geschrieben von Dr. Michael Wenger am . Veröffentlicht in Technik.

Materiallieferung an Antarktisstationen sind eine schwierige Sache und mit hohem logistischem Aufwand verbunden. Meistens werden Materialien und Teile via Schiff oder Flugzeug während des südlichen Sommers geliefert. Doch während des Winters sind die Stationen normalerweise auf sich gestellt. Die australische Antarktisbehörde AAD hat nun in Zusammenarbeit mit der australischen Luftwaffe erfolgreich den Einsatz von C-17A Frachtflugzeugen als Transportmaschinen zur Station Casey in der Ostantarktis getestet. Nun wurde auch der erste Einsatz von Materialabwurf mitten im antarktischen Winter erfolgreich durchgeführt.

Zum ersten Mal wurden Material, medizinisches Equipment und Teile für einen Schneetraktor durch einen Abwurf aus einem Flugzeug zur australischen Station Casey geliefert. Nach dem Abwurf wurde das gesamte Material mithilfe eines funktionierenden Traktors zur Station transportiert. Bild: Katie Senekin, AAD
Zum ersten Mal wurden Material, medizinisches Equipment und Teile für einen Schneetraktor durch einen Abwurf aus einem Flugzeug zur australischen Station Casey geliefert. Nach dem Abwurf wurde das gesamte Material mithilfe eines funktionierenden Traktors zur Station transportiert. Bild: Katie Senekin, AAD

In Dunkelheit und bei Temperaturen von unter -30°C haben die Australier erfolgreich ihren ersten Materialabwurf im Winter über der Station Casey durchgeführt. Eine C-17A Globemaster III der australischen Luftwaffe RAAF hat 1.5 Tonnen Material für die Australian Antarctic Division AAD über einer Hochebene nahe der Station abgeworfen.

Die Probeladung bestand aus 3 Containern, die an einem Fallschirmsystem angebracht warfen, welches sich beim Abwurf selbstständig öffnete. Die Container waren auf Paletten befestigt, die den Aufprall bei der Landung abfedern würden. Bild: Chad Griffiths, RAAF
Die Probeladung bestand aus 3 Containern, die an einem Fallschirmsystem angebracht warfen, welches sich beim Abwurf selbstständig öffnete. Die Container waren auf Paletten befestigt, die den Aufprall bei der Landung abfedern würden. Bild: Chad Griffiths, RAAF

Obwohl die Mission als Machbarkeitstest ausgelegt war, konnten medizinischer Nachschub, Post und mechanisches Material für die Überwinterungsgruppe geliefert werden. Der Verantwortliche bei der AAD, Matt Filipowksi,, erklärte, dass bis anhin der Zugang zu den australischen Stationen auf die Sommermonate Oktober bis März beschränkt gewesen sei. „Während des Winters ist Antarktika in Dunkelheit gehüllt und erfährt extreme Temperaturen. Dadurch konnten wir unsere Stationen nicht vom Meer aus oder aus der Luft versorgen. Doch mit den Möglichkeiten der C-17A von der RAAF haben die Möglichkeit, wichtigen Nachschub und Material das ganze Jahr über zu liefern“, meint er weiter.

Die C-17A Globemaster III von Boeing ist eine Allzweck-Transportmaschine und die RAAF besitzt deren acht. Sie kann bis zu 75 Tonnen Material laden, hat eine Flughöhe von 8‘500 m und eine Geschwindigkeit von 833 km/h. Bild: Jeff Gilbert, Wikipedia
Die C-17A Globemaster III von Boeing ist eine Allzweck-Transportmaschine und die RAAF besitzt deren acht. Sie kann bis zu 75 Tonnen Material laden, hat eine Flughöhe von 8‘500 m und eine Geschwindigkeit von 833 km/h. Bild: Jeff Gilbert, Wikipedia

Vor der Ankunft des Flugzeugs musste ein Team von der Station ein für den Abwurf geeignetes Plateau suchen. Drei gepolsterte Container wurden aus dem Heck des Flugzeugs danach abgeworfen und segelten an Fallschirmen hinunter, wo sie zur Station gebracht wurden. „Wir konnten Teile für einen Schneetraktor senden, was normalerweise nicht vor weiteren sechs Monaten möglich gewesen wäre. Dies ist wirklich ein signifikanter Schritt und verbessert die logistische Unterstützung, die wir für unsere Stationen liefern können, enorm, vor allem in den langen Wintermonaten“, erklärt Filipowski.

Das Material kann nicht einfach vom Personal hochgehoben werden, sondern muss speziell mit Fahrzeugen zur Station gebracht werden, da es von mehreren zehn bis mehrere hundert Kilo wiegen kann. Bild: Katie Senekin, AAD
Das Material kann nicht einfach vom Personal hochgehoben werden, sondern muss speziell mit Fahrzeugen zur Station gebracht werden, da es von mehreren zehn bis mehrere hundert Kilo wiegen kann. Bild: Katie Senekin, AAD

Hauptmann Doug Susans von der RAAF, selber C-17A Pilot, erklärte, dass das Flugzeug routinemässig viele Versorgungsflüge rund um den Globus durchführe, aber dies sei das erste Mal im Winter in einer Polarregion gewesen. „Es gab eine Anzahl von herausfordernden Umweltbedingungen inklusive Temperaturen unter dem Gefrierpunkt, Dunkelheit und eine strukturlose Umgebung,“ sagte er. „Wir hatten zuvor Trainingsflüge in einem Simulator durchgeführt, um sicherzustellen, dass wir mit dem Ort, den Zeitpunkten und den Beobachtungen vertraut sein würden.“

Ein Abwurf ist eine hochpräzise Mission und kann nur von ausgebildeten Leuten und mit einem speziellen Fallschirmsystem vorgenommen werden, der den harschen antarktischen Bedingungen standhalten kann. Bild: Michael Brill, AAD
Ein Abwurf ist eine hochpräzise Mission und kann nur von ausgebildeten Leuten und mit einem speziellen Fallschirmsystem vorgenommen werden, der den harschen antarktischen Bedingungen standhalten kann. Bild: Michael Brill, AAD

Das Flugzeug war am frühen Morgen von Australien aus gestartet und benötigte rund 10 Stunden für den 8‘000 Kilometer langen Flug nach Antarktika und zurück. Der Flug war Teil der zweiten Phase zur Nutzung von Flugzeugen der RAAF nach Antarktika. In der vergangenen Saison unternahm eine C-17A insgesamt sechs erfolgreiche Flüge auf das Wilkins Flugfeld mit Schwertransporten für das australische Antarktisprogramm.

Quelle: Australian Antarctic Division